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Was ist Verantwortung?
Gedanken zu einem aus der Mode ge­kom­me­nen Begriff
Abschiebung von Verantwortung
In der sozial­staatlich geprägten west­lichen Welt, be­son­ders in Europa, wird der Begriff "Verantwortung" zu­neh­mend im Sinne einer "Pflicht­zuweisung" gebraucht. Der Staat muss (angeblich) seiner "Ver­ant­wor­tung gerecht" werden und z.B. etwas gegen die Klima-Erwärmung un­ter­nehmen. Na­tür­lich muss er auch die Renten sichern. Der Staat (oder irgendwer) soll auch ge­fäl­ligst für leist­ba­ren Wohnraum sorgen. Die Bauern haben eine Ver­ant­wortung für ge­sun­de Nah­rungs­mittel und dafür, das Tier­wohl zu schützen.
Demonstration
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Irgend­wer muss Armut be­kämp­fen, Stras­sen bauen oder dafür sor­gen, daß der öffent­li­che Nahverkehr aus­ge­baut wird. Das Ge­sund­heits­we­sen hat die Ver­ant­wortung dafür, wenn eine Epi­demie aus dem Ruder läuft und die Politiker sind na­tür­lich sowieso in der Pflicht alle Pro­ble­me zu lösen. Auch die Unter­neh­mer haben eine "soziale Ver­ant­wortung".
Dabei fällt auf, dass Ver­ant­wortung zu­neh­mend auf Andere ab­ge­scho­ben wird. Kaum noch jemand spricht von "Selbst­ver­ant­wortung" (ausser viel­leicht einige hart­ge­sotte­ne FDP-ler). Wir werden immer mehr zu einer Gesell­schaft, in der die Ab­schie­bung von Ver­ant­wortung an Andere zum Grund­reflex der Bürger wird. Immer mehr Menschen glauben, der Staat (oder irgend­wer anders) habe die Pflicht für ihr Wohl­er­ge­hen zu sorgen - und zwar von Geburt bis zum Tod. Die Amerikaner nen­nen das zu­tref­fend einen "Nanny Staat" - also einen "Über-Für­sorg­li­chen Staat", der sich um prak­tisch alle Lebens­be­rei­che küm­mern sollte.
Eigenverantwortung
Eigenverantworung ist ein Konzept, das heute in der westlichen Welt zunehmend mit Raubtier-Kapitalismus in Verbindung gebracht wird. Sprüche wie "Jeder ist für sich selbst verantworlich", oder "Jeder ist seines Glückes Schmied" gelten inzwischen als politisch inkorrekt und nahezu rechts­radi­kal. Dabei wird jedoch übersehen, daß ein "Fürsorglicher Staat" auch ein über­mäch­ti­ger Staat ist, der sich immer mehr in Belange des Einzelnen ein­schal­tet. Der mündige Bürger muß jedoch einen Frei­raum behalten, den er oder sie in Eigen­ver­ant­wortung ausfüllen kann. Da­seinsvor­sorge darf nicht in (lebens­lange) Da­seins­für­sorge umkippen. Verantwortung
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Keine Selbstachtung ohne Eigen­ver­ant­wortung
Wer ständig die Hilfe anderer erwartet und in Anspruch nimmt, ohne selbst wirklich bedürftig zu sein, ist nicht nur ein sozialer Parasit, sondern ruiniert vor allem sein eigenes Selbstwertgefühl. Aus eigener Kraft etwas zu er­rei­chen gibt ein Gefühl der Zufriedenheit und des Stol­zes. Wer ein­mal beobachtet hat, wie sich ein Klein­kind freut, wenn es zum ersten Mal einige Schrit­te allein ge­gan­gen ist, wird ver­ste­hen was ich meine.
Die Veranwortung des Staates muss be­grenzt werden
Natürlich sollte ein moderner Sozialstaat grundlegende Daseinsvorsorge betreiben und extreme Lebens­risi­ken ausgleichen. Zugang zu lebens­wichtiger Infra­struk­tur (Mobilität, Energie, Wasser, Ab­fall­ent­sor­gung), Ge­sund­heits­ver­sorgung, Alten­pfle­ge, Schul­bildung und Be­rufs­aus­bildung muss für alle Bürger garan­tiert sein. Auch für die innere und äußere Sicher­heit und für die Setzung und Über­wachung grund­legen­der Normen und Vor­schrif­ten ist der Staat ver­ant­wort­lich.
Aber es ist meiner Mei­nung nach nicht Ange­le­gen­heit des Staates jedem ein ar­beits­lo­ses Grund­ein­kom­men (aus Steuer­mit­teln) zu zahlen, Frauen zu außer­häus­li­cher Berufs­tätig­keit zu drängen, oder dem Bür­ger vor­zu­schrei­ben, wie er oder sie zu reden hat (Stichwort: Bürger*Innen).
Sobald ein Staat beginnt die Ideen einer bestimm­ten Gruppe in der Gesell­schaft zur Richt­schnur für Ein­grif­fe in die Frei­heits­rech­te aller Bürger zu machen ist höchste Wach­sam­keit gebo­ten. Der mündige, selbst­be­wusste Bür­ger hat das Recht (und eigent­lich auch die Pflicht) eigen­ver­ant­wort­lich seine Kinder zu er­zie­hen, seine wirt­schaft­liche Existenz zu sichern, zu reden, wie es ihm oder ihr passt oder sich einen Wohn­sitz frei zu wählen.
Jeder hat für sein Leben selbst die Ver­ant­wortung
Bei Arbeitslosigkeit ist es zunächst einmal die Pflicht jedes einzelnen, sich einen neu­en Job zu suchen; wer süchtig ist muß sich zuerst selbst um einen Ent­zug kümmern; wer keine Woh­nung hat muss viel­leicht in eine andere Stadt oder auf's Land ziehen; kommen die Kin­der in der Schu­le nicht weiter, ist es vor allem die Pflicht der Eltern für Nach­hilfe zu sorgen. Men­schen mit Ver­ant­wor­tungs­gefühl kümmern sich durch ge­sun­de Er­näh­rung und Sport in erster Linie selbst um ihre Ge­sund­heit; suchen nach Wei­ter­bildung, arbei­ten hart und sparen für eine bes­sere Wohnung oder ein Haus.
Ein ver­nünf­ti­ger So­zial­staat unter­stütz nur so lange, bis jemand sich selbst helfen kann.