Viel Freiraum - aber auch Beistand, wenn gewünscht!
Spätestens mit dem 16. Geburtstag kommt die Zeit der Rebellion. Sie kann je nach Temperament der "Kinder" mehr oder weniger radikal ausfallen - aber ganz ohne eine gewisse Abgrenzung gegenüber den Eltern wird man nicht erwachsen.
Die Ablösung vom Elternhaus geschieht zunächst langsam und fast unbemerkt. Aber wenn die Jugendlichen erst einmal 18 Jahre alt geworden sind versuchen sie meist ernsthaft erste Schritte zur Selbständigkeit: Sie machen einen PKW- oder Motorrad-Führerschein, bereiten sich vor in eine andere Stadt zum Studieren zu ziehen oder versuchen in ihrem Beruf weiterzukommen und sich z.B. selbständig zu machen.
Viele Jugendliche sehnen ihren 18. Geburtstag regelrecht herbei, weil sie dann viele Dinge machen dürfen, die ihnen vorher verwehrt waren. Es kommt die Zeit der wilden Parties, der Saufgelage, der eigenen Reisen oder der ersten Abenteuer. Junge Erwachsene aus wohlhabenden Elternhäusern ziehen oft mit ihrer Freundin oder ihrem Freund zusammen in eine eigene Wohnung (solange die Eltern einen Wohnungszuschuss geben). Eltern sollten das meiste unterstützen, statt sich ängstlich an ihren Kindern festzuklammern oder sich gar von ihnen abzuwenden.
Was brauchen Jugendliche und junge Erwachsene?
Hier ist eine Liste von dem, was wir für wichtig halten:
- Zugang zu Mobilität
Für Menschen, die in Großstädten leben, mag unser erster Vorschlag seltsam klingen. Wer auf dem Land oder in einer kleinen Stadt groß geworden ist weiss aber, dass es für einen Jugendlichen oder jungen Erwachsenen kaum etwas Schlimmeres gibt, als irgendwo in der "Pampa festgenagelt" zu sein. Das ist der Grund, weshalb Mopeds, Motorräder oder Autos auf dem Land einen derart hohen Stellenwert haben. Für junge Menschen sind sie vielfach der Weg in die "Freiheit". Nur mit einem fahrbaren Untersatz kommt man in eine Disko, einen Club oder zu einem Dorffest oder kann sich irgendwo mit Freunden treffen. - Freunde
Obwohl man in jedem Lebensalter von Freunden profitiert, sind sie für Jugendliche und junge Erwachsene besonders wichtig. Ohne Freundeskreis kann ein junger Mensch kaum seinen Weg in die Selbständigkeit gehen. In diesem Alter findet ein Großteil der Sozialisation durch Gleichaltrigen-Gruppen (peergroups) statt. Die jungen Leute orientieren sich im Aussehen, in der Mode, in der Sprache und in vielem mehr an ihren jeweiligen Bezugsgruppen - und kaum noch an ihren Eltern. - Berufseinstieg
Wer keine weiterführenden Schulen besucht hat und mit 17 oder 18 eine Lehre abschließen konnte, muß sich nun entscheiden, wie der weitere berufliche Weg aussehen soll. Nicht wenige junge Erwachsene versuchen in dieser Situation so schnell wie möglich "Geld zu verdienen" um sich etwas leisten zu können. Aber das wird meistens zur Sackgasse - besonders für junge Frauen. Hier sollten die Eltern - soweit sie ihre "Kinder" noch erreichen - auf eine berufliche Weiterbildung drängen. Als "Meister" in einem Handwerksberuf oder als qualifizierter Facharbeiter hat man ganz andere Zukunftschancen, als mit einem Job, der schnell Geld bringt. Notfalls müssen die Eltern ihre Kinder in dieser Phase auch finanziell unterstützen.
- Höhere Schule und Studium
Wer den Sprung in's Gymnasium geschafft und sich dort bis zum Abitur durchgebissen hat, wird sich bald entscheiden müssen ob (und was) er oder sie studieren möchte. Viele junge Leute sind nach dem Abitur von der höheren Schule derart "geschlaucht", dass sie erst einmal ordentlich Urlaub machen möchten - vorausgesetzt sie werden nicht zum Grundwehrdienst (oder Ersatzdienst) eingezogen. In Österreich gilt nämlich noch die allgemeine Wehrpflicht für alle männlichen Staatsbürger vom 17. bis zum 50. Lebensjahr, für Offiziere und Unteroffiziere sogar bis zum 65. Lebensjahr. Für junge Männer gibt es also erst einmal eine Zwangspause.
151390 auf PixabayJungen Frauen können wir dagegen hier zwei ganz klare Empfehlung geben: Falls sie studieren wollen, sollten sie das so schnell wie möglich tun - ohne erst einmal ein Jahr lang durch Indien oder Neuseeland zu trampen. Und sie sollten ein vernünftiges Studienfach wählen - also wenn möglich nicht Sozialpädagogik, Sozialpsychologie, Anthropologie oder Archäologie. Gefragte Studienabschlüsse sind Informatik - speziell Mechatronik, Abschlüsse im Ingenieurbereich, Jura oder ein Master in VWL/BWL. Der Rat: "Studier das, was dir Spaß macht!" ist so ziemlich der Dümmste, den man geben kann. Das Studium ist kein Selbstfindungstrip, sondern zunächst einmal Berufsausbildung. Wer wirklich möchte kann ja nebenbei noch Sorbische Philologie, Kristallographie oder Sexualwissenschaft studieren.
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