Schwer, sehr schwer!
Reden wir nicht lange herum: Es wird für Frauen immer eine Herausforderung bleiben, Familie und einen (außerhäuslichen) Beruf unter einen Hut zu bringen. Es gibt einfach grundlegende biologische, soziale und wirtschaftliche Fakten, die es für eine Frau sehr schwierig machen ihre Karriere zu verfolgen und gleichzeitig Kinder zu haben:
- Frauen müssen ihre Kinder 9 Monate lang austragen - wenn man einmal von Leihmüttern und der science-fiction Idee einer künstlichen Gebärmutter absieht. Das mag für eine Frau körperlich und psychisch mehr oder weniger belastend sein. In jedem Fall ist es aber eine Herausforderung dabei gleichzeitig mit vollem Einsatz beruflich tätig zu sein.
- Neugeborene sollten möglichst mehrere Monate lang gestillt werden. Menschen sind nun einmal biologisch gesehen "Säugetiere". Es gibt - ohne jeden Zweifel – enorme organische und psycho-soziale Vorteile einer natürlichen Stillperiode. Wer Frauen einredet, sie sollten ihre Kinder schnell abstillen und mit künstlicher Ersatzmilch großziehen damit sie so schnell wie möglich wieder mit vollem Einsatz arbeiten gehen können, ist entweder ein Dummkopf, der die wissenschaftliche Evidenz nicht kennt, oder ein skrupelloser Geschäftemacher, der seine Ersatzmilch-Produkte verkaufen will, wie es die Fa. Nestle in Afrika zeitweise gemacht hat. Stillen hat nicht nur eindeutige Vorteile für die Säuglingsentwicklung, sondern ist auch wichtig für eine normale Mutter-Kind Bindung; und es ist wichtig für die hormonelle Gesundheit der Mutter.
- Abgestillte Kleinkinder können natürlich auch von anderen Bezugspersonen betreut werden. Die beste und natürlichste Bezugsperson für Kleinkinder ist zweifellos die Mutter. Zwar können Väter, Großeltern und Kinderkrippen schon bei Kleinkindern in der Betreung helfen, ganz ersetzen können sie die Mutter aber nicht.
- Viele Frauen wollen auch die Erziehung ihrer schon größeren Kinder nicht komplett fremden Menschen in Kindergärten, Horten oder Schulen überlassen, nur damit sie sich ganz ihrer beruflichen Karriere widmen können. Die Vermittlung von (religiösen) Werten, (familiären) Traditionen und sozialen Einstellungen ist vielen Frauen so wichtig, daß sie auch bei älteren Kindern viel Zeit dafür investieren. Im Idealfall werden sie dabei von ihren Männern unterstützt – aber in der Realität bleiben viele Erziehungs- und Betreuungsarbeiten auch bei größeren Kindern an den Frauen hängen.
Nimmt man diese Aspekte zusammen ergibt sich folgendes Bild:
Wenn eine Frau zwei bis drei Kinder hat muß sie mit mindestens 6 bis 10 Jahren beruflicher Ausfallzeit – oder zumindest verminderter beruflicher Belastbarkeit - rechnen. Moderne Sozialstaaten versuchen diese Doppelbelastung der Frau wenigstens teilweise auszugleichen. Je nach Land gibt es Mutterschaftsgeld, Karenzzeiten, Kindergeld, Steuererleichterungen, die Anrechnung von Ausfallzeiten bei der Rente und andere Sozialleistungen. Insgesamt gesehen, existiert aber keine einzige Gesellschaft, die Familienleistungen von Frauen vollständig kompensiert. Sie sind finanziell und karrieremäßig immer mehr oder weniger benachteiligt gegenüber Männern - und gegenüber Frauen, die keine Kinder haben.
Wenn eine Frau zwei bis drei Kinder hat muß sie mit mindestens 6 bis 10 Jahren beruflicher Ausfallzeit – oder zumindest verminderter beruflicher Belastbarkeit - rechnen. Moderne Sozialstaaten versuchen diese Doppelbelastung der Frau wenigstens teilweise auszugleichen. Je nach Land gibt es Mutterschaftsgeld, Karenzzeiten, Kindergeld, Steuererleichterungen, die Anrechnung von Ausfallzeiten bei der Rente und andere Sozialleistungen. Insgesamt gesehen, existiert aber keine einzige Gesellschaft, die Familienleistungen von Frauen vollständig kompensiert. Sie sind finanziell und karrieremäßig immer mehr oder weniger benachteiligt gegenüber Männern - und gegenüber Frauen, die keine Kinder haben.
Man mag einwenden, daß Kinder für Frauen eine immaterielle Belohnung darstellen, die für die wirtschaftlichen und beruflichen Nachteile entschädigt. Dies mag im Einzelfall zutreffen – insgesamt gesehen ist aber die schwierige Vereinbarkeit von Familie und Beruf – besonders für Frauen - einer der größten Konstruktionsfehler moderner Gesellschaften.
Was kann eine junge Frau nun im Einzelfall tun, um mit dieser Situation fertigzuwerden?
1. Den Zeitpunkt zum Kinderkriegen sinnvoll wählen!
Es ist keine gute Idee mit 16 sein erstes Kind zu haben, die Schule abzubrechen und auf weiterführende Ausbildung (zunächst) zu verzichten. Aber es ist als Frau auch nicht sinnvoll, mit dem Kinderkriegen zu warten, bis sie Ende 30 ist. Dann tickt bereits die biologische Uhr und es kann – wegen der deutlich verringerten Empfängnisfähigkeit - lange dauern, bis sich eine Schwangerschaft einstellt, wenn überhaupt. Wenn möglich sollte eine Frau ihre Schule, berufliche Ausbildung oder Universität abgeschlossen und zumindest einen Berufseinstieg geschafft haben, ehe sie sich für Kinder entscheidet. Viele Frauen sehen das genauso und beeilen sich mit ihrer Schul- und Berufssausbildung – während Männer die ersten Erwachsenenjahre nicht selten mit allem möglichen Blödsinn vertrödeln (in der Sozialwissenschaft wird dies übrigens als eine "verzögerte Adoleszenzphase bei Männern" bezeichnet).
2. Den Mann einspannen!
Viele, wenn nicht die Mehrheit der Männer, sehen ihren Beitrag zur Reproduktion vor allem in einer kurzen, lustbetonten körperlichen Verausgabung. Frauen sind, sozio-biologisch gesehen, für's Kinderkriegen vorbereitet – Männern muss das erst beigebracht werden. Kluge Frauen binden deshalb ihren Mann bereits in der Schwangerschaft in die kommende Familiensituation mit ein. Er sollte in alle Vorbereitungen involviert werden. Er sollte bei den Vorsorgeuntersuchungen dabei sein, er sollte die notwendigen Babysachen mit aussuchen und in jeder Hinsicht mit dem "Thema" konfrontiert werden.
3. Einen familienfreundlichen Beruf wählen!
Eine Frau kann natürlich Flugkapitänin werden – aber das wäre nicht gerade die familienfreundlichste berufliche Tätigkeit. Alle Berufe, deren Dienstpläne nach dem Zufallsprinzip erstellt werden oder mehrtägige Abwesenheit vom Wohnort erfordern (reisende Vertreter), sind besonders wenig familienfreundlich. Gut für Frauen mit Kindern sind vor allem Berufe, die (zumindest teilweise) im Homeoffice erledigt werden können; oder solche, die freie, selbstgewählte Arbeitszeiteinteilung ermöglichen. Im öffentlichen Dienst gibt es viele Stellen, die durch Gleitzeit- und Teilzeit-Modelle besonders familienfreundlich sind. Auch in der Wissenschaft kann man sich seine Arbeitszeit oft selbst flexibel einteilen.
4. Omi and Opi einspannen!
Die traditionelle Großfamilie wäre ein durchaus funktionierendes Familienmodell, das besonders Müttern mehr Möglichkeiten zur beruflichen Selbstverwirklichung eröffnen könnte. In manchen Gesellschaften, wie z.B. in China, war es lange Zeit üblich, die Kinderaufzucht praktisch vollständig den Großeltern zu überlassen, so daß sich die jeweils junge Eltern-Generation ganz dem beruflichen Fortkommen widmen konnte. In China verbringen viele junge Eltern ihre Arbeitszeit weit entfernt in den großen Städten der Ostküste und sehen ihre Kinder nur einmal im Jahr, wenn sie zum Frühlingsfest (Chinesisches Neujahr) nach Haus ins Hinterland zu ihren Eltern und Kindern fahren.
Voraussetzung für eine Omi-Opi Familienhilfe ist natürlich, daß die Großeltern fit genug und vor allem willig sind, den Eltern die Kinderbetreuung abzunehmen. Egozentrische Omis und Opis der Baby-Boom Generation in Europa verbringen nicht selten ihre Zeit aber lieber auf Kreuzfahrtschiffen, in Indischen Ashrams oder luxuriösen Wellness-Tempeln, als ihren eigenen Kindern zu helfen.
Voraussetzung für eine Omi-Opi Familienhilfe ist natürlich, daß die Großeltern fit genug und vor allem willig sind, den Eltern die Kinderbetreuung abzunehmen. Egozentrische Omis und Opis der Baby-Boom Generation in Europa verbringen nicht selten ihre Zeit aber lieber auf Kreuzfahrtschiffen, in Indischen Ashrams oder luxuriösen Wellness-Tempeln, als ihren eigenen Kindern zu helfen.
Sasin Tipchai auf Pixabay
5. Rechtzeitig gute Kinderbetreuung organisieren!
Es hat immer familienfremde Kleinkinderbetreuung gegeben. In traditionellen bäuerlichen Gesellschaften waren oft eigene Kindermägde für die Kinderaufzucht zuständig; und beim Bürgertum und Adel gaben Mütter nicht selten schon ihre Neugeborenen an "Kinderfrauen" und "Ammen" ab, die die Kinder gestillt und großgezogen haben. Heute übernehmen Kinderkrippen und Kindergärten (zumindest teilweise) diese Funktion. Es ist sinnvoll, sich schon vor einer Schwangerschaft darüber zu informieren, welche Kinderkrippen und Kindergärten in der Nähe sind, und nach welchen Konzepten sie die Kinder betreuen. Dabei gibt es große Unterschiede – angefangen von kirchlichen bis hin zu antroposophisch orientierten Einrichtungen.
6. Beruflichen Wiedereinstieg planen!
Mütter dürfen sich nichts vormachen: Die allerwenigsten Arbeitgeber empfangen Mitarbeiter nach einer Babypause mit offenen Armen. Für jede Frau ist es also sinnvoll, den beruflichen Wiedereinstieg langfristig zu planen. Das sollte bereits vor der Babypause beginnen: Die werdende Mutter sollte mit ihrem Arbeitgeber über einen Wiedereinstieg reden. Aufgeklärte Unternehmer sind durchaus bereit Arbeitsplätze freizuhalten und sie an Schwangerschaftsvertretungen nur temporär zu vergeben, wenn sie die schwangere Mitarbeiterin schätzen. Nur "Betonköpfe" unter den Unternehmern lassen gute Mitarbeiterinnen sofort fallen wenn sie schwanger werden.
7. Sich selbständig machen!
Die Phase der Familiengründung ist für manche Frauen (und Männer) Anlass, sich beruflich umzuorientieren. Gerade in den letzten Jahren gibt es vermehrt "Aussteiger", die das "Hamsterrad" der heutigen Arbeitswelt nicht mehr ertragen können oder wollen. Es gibt junge Mütter, die sich mit einer guten Idee und enormer Energie einen eigenen kleinen Betrieb aufgebaut haben. Als Kleinunternehmer kann man sich die Zeit einteilen und so besser mit den Familienpflichten koordinieren. Aber eines ist klar: Als Selbständiger arbeitet man letztlich in der Regel wesentlich mehr als in einer Angestelltenposition.
8. Zurück auf's Land!
Stundenlange Pendlerwege zur Arbeitsstätte, höllischer Arbeitsdruck oder unbefriedigende, schlecht bezahlte Arbeitsplätze oder ständige Überstundenforderung zermürben besonders junge Eltern in unseren Großstädten. Hinzu kommt die unbestreitbare Verschlechterung der urbanen Lebensbedingungen für "normale" Arbeitnehmer. Ein eigenes Haus oder eine eigene Wohnung ist für viele Durchschnittsverdiener Illusion geworden. Sehr oft finden junge Familien aber nicht einmal eine
Kateřina Hartlová from Pixabay
kleine Wohnung in der Stadt und müssen sich bei den Eltern einquartieren. Gerade wenn die Ausgaben durch eine Familie steigen überlegen junge Eltern immer häufiger, ob nicht ein Leben auf dem Land oder in einer Kleinstadt einfacher wäre, wo Mieten billiger und Lebenshaltungskosten günstiger sind. Das Problem sind dabei aber die Arbeitsplätze. Zurück auf's Land sollten junge Familien nur dann gehen, wenn sie ganz konkrete Verdienstmöglichkeiten dort haben.
Was wäre politisch und gesellschaftlich notwendig um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf – für Frauen und Männer – zu verbessern?
1. Strengere gesetzliche Vorgaben für Arbeitgeber!
Arbeitgeber müssten gesetzlich verpflichtet werden, die Familiengründung ihrer Mitarbeiter organisatorisch nicht nur zu ermöglichen, sondern auch zu unterstützen. In modernen Sozialstaaten (wie Schweden oder Norwegen) gibt es umfangreiche Regelungen, die eine Benachteiligung von Müttern im Arbeitsleben weitgehend verhindern.
2. Unsere Rentensysteme müsste familienbedingte Ausfallzeiten im Beruf wesentlich stärker berücksichtigen!
Kinderkriegen ist nicht nur Privatvergnügen sondern auch ein Beitrag zum Funktionieren einer Gesellschaft. Rentensysteme, die auf einem Generationenvertrag beruhen, müssen unweigerlich zusammenbrechen, wenn die Gesellschaft das Kinderkriegen als reine Privatangelegenheit ansieht und nicht fördert.
3. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!
Es ist selbstverständlich, daß für gleiche Arbeit der gleiche Lohn zu zahlen ist. Das Problem ist nur, daß viele typische Frauenjobs schlechter bezahlt sind als typische Männerjobs. Die eklatante Unterbezahlung vieler Pflegeberufe wird gerade in der Corona-Pandemie allgemein deutlich. Es ist vor allem auch eine Aufgabe der Schulen Mädchen für höherqualifizierte – und damit besser bezahlte – Berufe zu interessieren. Gerade im IT-Bereich könnten Frauen hochbezahlte, flexible (and damit familienfreundliche) Arbeitsplätze finden, wenn sie dafür qualifiziert wären und ihr Interesse an diesen Tätigkeiten geweckt würde.